Gedenkstele für jüdischen Leipziger Fußballclub Bar Kochba geschändet

In der Leipziger Elsterstraße haben Unbekannte die Gedenkstele an den jüdischen Fußballclub Bar Kochba geschändet. Der auf einer Tafel abgebildete Fußballer wurde gewaltsam entfernt. Vermutet wird ein antisemitisches Motiv.

Die Installation, die in der Elsterstraße an den jüdischen Fußballclub SK Bar Kochba erinnert, ist von Unbekannten stark beschädigt worden. Henry Lewkowitz, einer der Initiatoren der Gedenkstele, erfuhr davon am Mittwoch.

Die Nachricht kam vom neuen Wohnungswirtschafter der Immobilie an der Elsterstraße 7: Der auf einer Aluminiumplatte abgebildete Fußballer in Schusstechnik – eine Arbeit von Künstler Michael Fischer-Art – wurde gewaltsam entfernt. Lewkowitz, Geschäftsführer des Erich-Zeigner-Hauses, wird nun Anzeige bei der Polizei erstatten.

2018 eingeweiht

Im Juli 2018 hatten Mitstreiter und er die Gedenkstele eingeweiht, im Beisein der aus Tel Aviv angereisten Tochter von Hermann Bernhard Rafe, der in den 1930er-Jahren für den jüdischen Leipziger Fußballclub SK Bar Kochba stürmte.

Die Installation erinnert an das frühere Jugendhaus und die Geschäftsstelle von Bar Kochba in der Elsterstraße 7. Beides wurde von der Gestapo in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 verwüstet. „Viele Vereinsmitglieder wurden verhaftet und inhaftiert, mussten fliehen, verloren ihre Heimat oder wurden ermordet“, heißt es in der Inschrift auf der zugehörigen Gedenktafel.

„Eine Reihe antisemitischer Straftaten“

Als Ursache für die Schändung der Stele vermutet Lewkowitz einen antisemitischen Hintergrund. „Mir macht das große Sorge“, sagt er. „Der Vorfall reiht sich in eine Liste antisemitischer Straftaten und darf nicht unwidersprochen bleiben.“ Vor ein paar Jahren sei das Objekt schon einmal beschmiert worden, konnte aber schnell gereinigt werden.

Durch Spenden will der Erich-Zeigner-Verein die Reparatur der Installation finanzieren. Die Kosten schätzt er auf 2000 Euro. Auf seiner Homepage und den Social-Media-Seiten ruft der Verein nun zur Unterstützung auf.

Auch Küf Kaufmann, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde, ist entsetzt. „Die Beschädigung ist nicht nur ein Beweis für die Ignoranz und den Zynismus derjenigen, die diesen Vandalismus begangen haben“, sagt er gegenüber der LVZ. „Es ist auch eine zutiefst bedauerliche Episode in unserem Alltag, die uns zeigt, dass die Geschwüre der ,alten Krankheiten‘ noch lange nicht geheilt sind. Ihre erneuten Ausbrüche sind nicht weniger gefährlich als die alten.“


LVZ 11.01.2024

Nach pro-palästinischer Demo an HGB Leipzig – Sachsens Wissenschaftsminister will keine antisemitischen Proteste an Hochschulen

An sächsischen Hochschulen finden pro-palästinische Demonstrationen statt. Jüdische Studierende fühlen sich unwohl. Nun äußerten sich Sachsens Wissenschaftsminister und die Landesrektorenkonferenz.

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) und die Landesrektorenkonferenz Sachsen haben sich gegen Antisemitismus und eine etwaige Vereinnahmung von Räumen der Hochschulen in diesem Zusammenhang ausgesprochen. „Sachsens Hochschulen sind nicht der Ort für antisemitische und antiisraelische Äußerungen. Sie sind Orte der Toleranz und des friedlichen Austauschs“, erklärte Gemkow am Mittwochabend. Bereits im Dezember hatten sich die Landesrektorenkonferenz und das Wissenschaftsministerium in einer gemeinsamen Erklärung dazu positioniert.

Am Mittwoch hatten sich pro-palästinische Studierende für einen einstündigen, stillen Sitzprotest in der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Leipzig versammelt. „Die Hochschule war nicht Veranstalterin dieser Aktion. Sie ist ein Ort der demokratischen Kultur und bietet keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus und jegliche andere Form von Diskriminierung“, sagte Rektorin Agnes Wegner. Im Beisein einzelner Gegendemonstrierenden verlief die Aktion friedlich.

„Studierende sollen sich frei und sicher bewegen können“

In den vergangenen Wochen und Monaten habe es vor dem Hintergrund des Krieges in Israel mehrfach Aktionen gegeben, bei denen vor allem auch auf Social-Media-Plattformen antisemitische und antiisraelische Botschaften verbreitet wurden, hieß es. Jüdische Studierende fühlen sich nach eigenen Angaben an ihrer Hochschule nicht mehr sicher.

Der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz Sachsen, Klaus-Dieter Barbknecht, verwies am Mittwoch auf die existierenden Maßnahmen zur Prävention von Antisemitismus und Diskriminierung. Die Hochschulen setzten sich aktiv für die Förderung der Vielfalt ein, sagte er. „Als Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz Sachsen spreche ich mich gegen jede Form von Antisemitismus aus. Alle jüdischen Studierenden und Mitarbeitenden sollen sich an Sachsens Hochschulen frei und sicher bewegen können.“ Die Universität Leipzig möchte beispielsweise noch in diesem Monat einen Antisemitismusbeauftragten einsetzen.